Zwischen 1954 und 1962 kämpfte die Nationale Befreiungsfront (FLN) in Algerien in einem erbitterten Krieg gegen den französischen Kolonialismus. Der bewaffnete Widerstand erreichte schließlich das, was alle Reformversuche zuvor nicht vermochten: Das Ende von 132 Jahren Fremdherrschaft und die staatliche Unabhängigkeit Algeriens. Der Kampf der FLN hat eine neue antikoloniale Linke in Frankreich und in anderen Ländern Europas inspiriert, gegen den prokolonialen Kurs der Sozialdemokraten und einer Kommunistischen Partei, die die eigenen Anhänger mit einem Zickzackkurs demoralisierte. Die Solidarität mit dem algerischen Befreiungskampf war insofern ein wichtiger Beitrag zum Aufbruch 1968, der eine neue revolutionäre Linke hervorbrachte.

Manche sehen auch in dem Widerstand der Ukraine gegen die russische Armee einen nationalen Befreiungskampf, der als antiimperialistische Bewegung mit Waffen unterstützt werden sollte. Passt dieser Vergleich? Sollte sich die Linke heute mit dem Kampf der Ukraine solidarisieren, wie damals die antikoloniale Linke mit Algerien?

Diese und andere Fragen beantwortet Karl Naujoks, der eine Dissertation zum französischen Kolonialkrieg verfasst hat und sich seit Jahrzehnten mit verschiedenen antiimperialistischen Befreiungskämpfen auseinandersetzt. Er lebt und arbeitet in Algerien.