Vor 100 Jahren erschien der Klassiker „Geschichte und Klassenbewusstsein“ des ungarischen Marxisten Georg Lukács. Unter dem Eindruck der Welle revolutionärer Erhebungen nach dem ersten Weltkrieg machte sich Lukacs an die Aufgabe, den organisatorischen Bruch mit der Sozialdemokratie der zweiten Internationale zu erforschen. Die „Studien zur Dialektik“, wie der Untertitel des monumentalen Werks lautet, gelten als Versuch, ein theoretisches Fundament für das leninistische Organisationsmodell zu entwickeln. Die Ausarbeitung der Einheit von Theorie und Praxis innerhalb der Organisation gibt seiner Ideologiekritik eine praktische Wendung. Im Vortrag werden zentrale Begriffe wie „Verdinglichung“ vorgestellt. In den 1990er Jahre ist eine Verteidigungsschrift Lukács‘ gegen Kritik an „Geschichte und Klassenbewusstsein“ in den Archiven aufgetaucht, die bis heute in Deutschland kaum rezipiert wurde und in der Veranstaltung vorgestellt werden soll.