Gewerkschaften sind, so Marx, Ordnungsfaktor und Gegenmacht zugleich. Diesen Doppelcharakter besitzen sie seit ihrer Entstehung und bestimmen damit über Krieg und Frieden im Betrieb. Statt als Kampforganisation der Arbeiter*innen und Motor in Tarifauseinandersetzungen werden Gewerkschaften und ihre haupt- und ehrenamtlichen Funktionär*innen heute oft eher als vermittelnde und bevormundende Partei im Arbeitskampf wahrgenommen, die über die Köpfe der Belegschaften hinweg mit den Bossen Vereinbarungen treffen. Aber wie kann das eigentlich sein? Hier lohnt ein genauerer Blick auf die oft kritisierte „Gewerkschaftsbürokratie“, die in Teilen konfliktorientierte Spielräume öffnet für selbstbewusste und klassenpolitische Gewerkschafter*innen, um sich ihre Gewerkschaft neu anzueignen.