Der Operaismus stellt die »Arbeiterautonomie« ins Zentrum. Er entstand in Italien nach einem beispiellosen Aufschwung der Klassenkämpfe in den Jahren nach 1968. Aus der erfolgreichen Praxis der herausragenden und grundsätzlich sehr tiefgreifenden Fabrikkämpfe, interpretierten die Vordenker der neuen Linken, Toni Negri und Mario Tronti, ein neues theoretisches Konzept: Arbeiterkämpfe können dem System nur dann gefährlich werden, wenn sie »autonom«, das heißt unabhängig von im Kapitalismus existierenden Strukturen, geführt werden. Das schloss für die Theoretiker der Arbeiter-Autonomie Gewerkschaften aus. »Die Gewerkschaft kann nie etwas anderes sein als ein völlig gebändigter Organismus, funktional nur für die reformistische Politik und Strategie des Kompromisses mit dem Unternehmer.«
Die Konsequenz dieser Analyse: An die Stelle einer Kritik der Politik der Gewerkschaftsführung trat die Ablehnung der Gewerkschaften an sich, inklusive ihrer Mitglieder. Das führte zu politischen Problemen, da zu dieser Zeit zehntausende Arbeiter:innen in die Gewerkschaft eintraten. Im Zentrum steht die Frage, wie aus Arbeitskämpfen eine revolutionäre politische Bewegung erwachsen kann. Wir möchten in der Veranstaltung die grundsätzlichen Ideen des Operaismus vorstellen, interessante Aspekte sowie Erfahrungen würdigen und die politischen Konsequenzen kritisch diskutieren.