Seit dem 7. Oktober steht die Sicherheit von Jüdinnen und Juden auch hierzulande vermehrt im Fokus. Es wird darum gerungen, wer die Deutungshoheit besitzt und wem Schutz gebührt. Gezeichnet wird ein monolithisches Bild von Jüd:innen und Jüdischsein, welches im Gegensatz zur tatsächlichen Heterogenität und Vielfalt jüdischer Identitäten sowie politischen Meinungen steht. Progressive jüdische Stimmen, die sich gegen Besatzung, Unterdrückung und den andauernden Völkermord in Gaza aussprechen, werden oft selbst diffamiert oder gecancelt. In diesem Kontext drängen sich folgende Fragen auf: Welche jüdischen Identitäten werden in der deutschen Debatte über andere gestellt und warum? Welchen Einfluss hat die deutsche Staatsraison auf diese vermeintliche Hierarchie der Legitimität? Wie blickt die israelische Linke eigentlich auf den deutschen Diskurs? Im Gespräch mit dem israelischen Schriftsteller und Übersetzer Tomer Dotan-Dreyfus wollen wir Antworten auf diese Fragen finden. Tomer lebt seit über 10 Jahren in Berlin und wurde eine prominente Stimme im Literaturbetrieb und auf Social Media zu dem Thema.