Zwischen Bürokratie und Demokratisierung: Was folgt auf die Poststreiks und die Krankenhausbewegungen?

Dieses Frühjahr war geprägt durch die größte Streikwelle in Deutschland seit Jahren. Die Streiks sind nicht nur größer als in vergangenen Auseinandersetzungen, sie werden auch offensiver vorangetrieben. Einerseits drängt die aktuelle Krise die Gewerkschaften in die Defensive, andererseits ermöglicht sie auch Räume für offensive Gewerkschaftsarbeit. Umso drängender stellt sich die Frage nach einer wirksamen sozialistischen Gewerkschaftsstrategie. Kolleg:innen aus der Post, den Krankenhausbewegungen, dem öffentlichen Dienst und der Industrie nehmen in dieser Veranstaltung eine erste Auswertung der jüngsten Streikauseinandersetzungen vor. Sie diskutieren: Wo klaffen die Widersprüche zwischen Gewerkschaftsbürokratie und Demokratisierung auf? Wo liegen Herausforderungen, welche Antworten gibt es darauf? Und mit welchen Strategien lassen sich Veränderungen erkämpfen?


TVStud: Wie Studierende sich gegen prekäre Arbeitsverhältnisse wehren

Jung, akademisch, prekär: Über 300.000 Studierende arbeiten an deutschen Hochschulen und Forschungseinrichtungen als Hilfskräfte, Assistent:innen oder Tutor:innen. In den meisten Fällen tun sie das befristet, unterbezahlt, unter schlechten Bedingungen und ohne Mitbestimmung. Doch das soll sich ändern: Die Studentischen Beschäftigten wehren sich. 2023 könnte so das Jahr werden, in dem studentische Beschäftigte endlich einen gemeinsamen Tarifvertrag erkämpfen. Denn aktuell bereiten sich bundesweit Studierende auf eine gemeinsame Streikbewegung vor, die vor allem eins zum Ziel hat: Gewinnen.


Lernen aus unseren Kämpfen: Die Krankenhausbewegung

Von Berlin über NRW bis nach Hessen zieht die Welle der aktuellen Krankenhaus-Streiks durchs Land. In den Auseinandersetzungen der Krankenhausbeschäftigten organisieren sich tausende Kolleg*innen um für bessere Arbeitsbedingungen, mehr Personal und eine gute Bezahlung zu kämpfen. Gleichzeitig bringen sie neuen Wind in ihre Gewerkschaft ver.di, indem sie auf eine maximale Beteligung der Beschäftigten setzen: von den ersten Kampagnenschritten bis zu den Verhandlungen. Der Gesundheitssektor ist ein wachsendes Segment der Arbeiter*innen-Klasse in Deutschland und auf die Frage, wie in diesen Bereichen erfolgreich gekämpft und gestreikt werden kann, liefern die Kolleg*innen spannende Antworten und Einsichten.


Was ist sozialistisches Organizing?

Organizing als Methode ist in aller Munde. Die global lectures der Organizerin Jane McAlevey wurden von Zehntausenden weltweit besucht, die meisten Gewerkschaften beziehen sich positiv darauf und auch in vielen Bewegungskontexten und in der LINKEN wird der Werkzeugkasten des Organizings geöffnet. Wir möchten der Frage nachgehen, ob es explizit sozialistisches Organizing gibt, auf welchen weltanschaulichen sowie strategischen Prämissen es aufbaut und welche Rolle politische Organisierung spielt. Die Veranstaltung wird einen theoretischen und einen praktischen Zugang zur Fragestellung haben.


Algerischer Befreiungskampf gegen Besatzung und Kolonialismus - Vorbild für die Ukraine?

Zwischen 1954 und 1962 kämpfte die Nationale Befreiungsfront (FLN) in Algerien in einem erbitterten Krieg gegen den französischen Kolonialismus. Der bewaffnete Widerstand erreichte schließlich das, was alle Reformversuche zuvor nicht vermochten: Das Ende von 132 Jahren Fremdherrschaft und die staatliche Unabhängigkeit Algeriens. Der Kampf der FLN hat eine neue antikoloniale Linke in Frankreich und in anderen Ländern Europas inspiriert, gegen den prokolonialen Kurs der Sozialdemokraten und einer Kommunistischen Partei, die die eigenen Anhänger mit einem Zickzackkurs demoralisierte. Die Solidarität mit dem algerischen Befreiungskampf war insofern ein wichtiger Beitrag zum Aufbruch 1968, der eine neue revolutionäre Linke hervorbrachte.

Manche sehen auch in dem Widerstand der Ukraine gegen die russische Armee einen nationalen Befreiungskampf, der als antiimperialistische Bewegung mit Waffen unterstützt werden sollte. Passt dieser Vergleich? Sollte sich die Linke heute mit dem Kampf der Ukraine solidarisieren, wie damals die antikoloniale Linke mit Algerien?

Diese und andere Fragen beantwortet Karl Naujoks, der eine Dissertation zum französischen Kolonialkrieg verfasst hat und sich seit Jahrzehnten mit verschiedenen antiimperialistischen Befreiungskämpfen auseinandersetzt. Er lebt und arbeitet in Algerien.


100 Jahre "Geschichte und Klassenbewusstsein" von Georg Lukács

Vor 100 Jahren erschien der Klassiker „Geschichte und Klassenbewusstsein“ des ungarischen Marxisten Georg Lukács. Unter dem Eindruck der Welle revolutionärer Erhebungen nach dem ersten Weltkrieg machte sich Lukacs an die Aufgabe, den organisatorischen Bruch mit der Sozialdemokratie der zweiten Internationale zu erforschen. Die „Studien zur Dialektik“, wie der Untertitel des monumentalen Werks lautet, gelten als Versuch, ein theoretisches Fundament für das leninistische Organisationsmodell zu entwickeln. Die Ausarbeitung der Einheit von Theorie und Praxis innerhalb der Organisation gibt seiner Ideologiekritik eine praktische Wendung. Im Vortrag werden zentrale Begriffe wie „Verdinglichung“ vorgestellt. In den 1990er Jahre ist eine Verteidigungsschrift Lukács‘ gegen Kritik an „Geschichte und Klassenbewusstsein“ in den Archiven aufgetaucht, die bis heute in Deutschland kaum rezipiert wurde und in der Veranstaltung vorgestellt werden soll.


Kleine Geschichte der Ukraine

Spätestens seit dem Einmarsch der russischen Armee im Februar 2022 steht die Ukraine weltweit im Zentrum der Aufmerksamkeit. Doch schon seit Jahrhunderten ringen benachbarte Großmächte in dem Land zwischen Kaparten, Donaumündung und Donbass um Einfluss und Vorherrschaft. Gleichzeitig ist seine Chronik reich an Volksaufständen und Klassenkämpfen, die im Mainstream kaum Beachtung finden. Die Veranstaltung gibt einen Überblick über die Geschichte der Ukraine und ihren Kampf um Identität und Geltung in der Zange imperialer Interessen.


Von der Matte in den Widerstand - Erinnerungen an Werner Seelenbinder

1933 wird Werner Seelenbinder deutscher Meister im Ringen. Bei der Siegerehrung verweigert er als einziger den Hitlergruß. Als Kommunist schloss er sich kurz darauf dem Widerstand gegen den Faschismus an. Doch Seelenbinder war nicht der einzige Sportler der sich dem Widerstand anschloss und den Nazis ein Dorn im Auge war. Welche Rolle spielten Sportler*innen im Widerstand gegen den Faschismus?


Aufstieg des Faschismus in Europa?

Europa erlebt ein Aufstreben rechter und neofaschistischer Kräfte. Dabei ist es nicht immer einfach, eine Trennschärfe zu bewahren und die entsprechenden Kampfmittel gegen sie anzuwenden. Wie ist die Entwicklung und Vernetzung faschistischer Parteien, Organisationen und Einzelpersonen in Europa? Wie können wir sie aufhalten?


10 Jahre AfD: Ist die Höcke-AfD noch zu stoppen?

Die Gefahr durch die AfD ist alles andere als gebannt. Landesweit waren am 3. Oktober 2022 allein in Thüringen 36.000 Menschen an 39 Orten an Protesten zur Krisenlage beteiligt. Die AfD, die immer klarer von ihrem faschistischen Kern um Leute wie Höcke bestimmt wird, verzeichnet gravierende Umfragengewinne. Wie sind die Entwicklungen innerhalb der AfD zu bewerten? Ist eine Regierungsbeteiligung der AfD im Osten Deutschlands langfristig noch zu verhindern? Wie muss linker Gegenprotest gegen die herrschenden Verhältnisse im Osten wie im Westen aussehen, um die Faschist:innen zu enttarnen?