Algerischer Befreiungskampf gegen Besatzung und Kolonialismus - Vorbild für die Ukraine?
Zwischen 1954 und 1962 kämpfte die Nationale Befreiungsfront (FLN) in Algerien in einem erbitterten Krieg gegen den französischen Kolonialismus. Der bewaffnete Widerstand erreichte schließlich das, was alle Reformversuche zuvor nicht vermochten: Das Ende von 132 Jahren Fremdherrschaft und die staatliche Unabhängigkeit Algeriens. Der Kampf der FLN hat eine neue antikoloniale Linke in Frankreich und in anderen Ländern Europas inspiriert, gegen den prokolonialen Kurs der Sozialdemokraten und einer Kommunistischen Partei, die die eigenen Anhänger mit einem Zickzackkurs demoralisierte. Die Solidarität mit dem algerischen Befreiungskampf war insofern ein wichtiger Beitrag zum Aufbruch 1968, der eine neue revolutionäre Linke hervorbrachte.
Manche sehen auch in dem Widerstand der Ukraine gegen die russische Armee einen nationalen Befreiungskampf, der als antiimperialistische Bewegung mit Waffen unterstützt werden sollte. Passt dieser Vergleich? Sollte sich die Linke heute mit dem Kampf der Ukraine solidarisieren, wie damals die antikoloniale Linke mit Algerien?
Diese und andere Fragen beantwortet Karl Naujoks, der eine Dissertation zum französischen Kolonialkrieg verfasst hat und sich seit Jahrzehnten mit verschiedenen antiimperialistischen Befreiungskämpfen auseinandersetzt. Er lebt und arbeitet in Algerien.
100 Jahre "Geschichte und Klassenbewusstsein" von Georg Lukács
Vor 100 Jahren erschien der Klassiker „Geschichte und Klassenbewusstsein“ des ungarischen Marxisten Georg Lukács. Unter dem Eindruck der Welle revolutionärer Erhebungen nach dem ersten Weltkrieg machte sich Lukacs an die Aufgabe, den organisatorischen Bruch mit der Sozialdemokratie der zweiten Internationale zu erforschen. Die „Studien zur Dialektik“, wie der Untertitel des monumentalen Werks lautet, gelten als Versuch, ein theoretisches Fundament für das leninistische Organisationsmodell zu entwickeln. Die Ausarbeitung der Einheit von Theorie und Praxis innerhalb der Organisation gibt seiner Ideologiekritik eine praktische Wendung. Im Vortrag werden zentrale Begriffe wie „Verdinglichung“ vorgestellt. In den 1990er Jahre ist eine Verteidigungsschrift Lukács‘ gegen Kritik an „Geschichte und Klassenbewusstsein“ in den Archiven aufgetaucht, die bis heute in Deutschland kaum rezipiert wurde und in der Veranstaltung vorgestellt werden soll.
Kleine Geschichte der Ukraine
Spätestens seit dem Einmarsch der russischen Armee im Februar 2022 steht die Ukraine weltweit im Zentrum der Aufmerksamkeit. Doch schon seit Jahrhunderten ringen benachbarte Großmächte in dem Land zwischen Kaparten, Donaumündung und Donbass um Einfluss und Vorherrschaft. Gleichzeitig ist seine Chronik reich an Volksaufständen und Klassenkämpfen, die im Mainstream kaum Beachtung finden. Die Veranstaltung gibt einen Überblick über die Geschichte der Ukraine und ihren Kampf um Identität und Geltung in der Zange imperialer Interessen.
Von der Matte in den Widerstand - Erinnerungen an Werner Seelenbinder
1933 wird Werner Seelenbinder deutscher Meister im Ringen. Bei der Siegerehrung verweigert er als einziger den Hitlergruß. Als Kommunist schloss er sich kurz darauf dem Widerstand gegen den Faschismus an. Doch Seelenbinder war nicht der einzige Sportler der sich dem Widerstand anschloss und den Nazis ein Dorn im Auge war. Welche Rolle spielten Sportler*innen im Widerstand gegen den Faschismus?
Kleine Geschichte der iranischen Revolution 1979
Im Winter 1978/79 spülten revolutionäre Wellen von Streiks und Aufständen das grausame Regime des Schahs von Iran, Mohammad Reza Pahlavi, hinfort. Soziale Verwerfungen hatten die Arbeiter*innenklasse auf die Barrikaden gebracht. In vielen Betrieben übernahmen Schoras (Räte) die Kontrolle. Die Hoffnung auf Veränderung und Freiheit zog immer weitere Teile der Bevölkerung auf die Straßen. Nach dem Sturz des Diktators kehrte der geistliche Führer Ayatollah Khomeini aus dem Exil zurück und ernannte sich selbst zum Revolutionsführer. Wie es ihm gelang, die revolutionäre Bewegung niederzuschlagen und eine neue, diesmal religiöse Diktatur zu errichten, soll Thema dieser Veranstaltung sein.
Deutschland 1923 – zwischen Faschismus und Arbeiterrevolution
Im Jahr 1923 erlebt die deutsche Gesellschaft eine schwere politische und wirtschaftliche Krise. Deutschland steht im Zentrum eines internationalen Konflikts über die Reparationszahlungen für den verlorenen Weltkrieg. Die französische Armee besetzt das Ruhrgebiet. Die Hyperinflation frisst Einkommen und Ersparnisse der Bevölkerung in Windeseile auf. Das Vertrauen in Regierung und Staat erodiert. Der Faschismus beginnt in Gestalt der NSDAP erstmals als in Deutschland eine Terrorkampagne gegen die Arbeiterbewegung. Währenddessen bereiten sich Kommunisten auf eine neue Revolution vor - den „Deutschen Oktober“. Der Historiker Sebastian Zehetmair diskutiert die Politik der Arbeiterbewegung im Jahr 1923 und stellt die Fragen: Was können Sozialisten heute aus den Erfahrungen dieses Jahres lernen? War ein sozialistischer Ausweg aus der Krise möglich?