Marxistische Analyse von Betriebsräten - 100 Jahre "Arbeitsrecht für Betriebsräte"
„Ein Betriebsrat vertritt die Interessen der Beschäftigten im Betrieb und kann stellvertretend für sie mit dem Arbeitgeber verhandeln.“ - so regelt die aktuelle deutsche Gesetzgebung die Arbeit und Aufgabe von Betriebsräten. Das klingt weit entfernt von dem, was während der Novemberrevolution und zur Zeit der Weimarer Republik entstanden ist, weit entfernt von den ersten Konzeptionen von Arbeiter:innenräten. Schon damals standen sich die den Arbeiter:innen zustehenden Beteiligungsrechte am unmittelbaren Produktionsprozess zwischen den Polen reiner sozialpartnerschaftlichen Anhörungsrechte und und tatsächlicher Mitbestimmung an Produktionsprozessen gegenüber.
Zwischen Bürokratie und Demokratisierung: Was folgt auf die Poststreiks und die Krankenhausbewegungen?
Dieses Frühjahr war geprägt durch die größte Streikwelle in Deutschland seit Jahren. Die Streiks sind nicht nur größer als in vergangenen Auseinandersetzungen, sie werden auch offensiver vorangetrieben. Einerseits drängt die aktuelle Krise die Gewerkschaften in die Defensive, andererseits ermöglicht sie auch Räume für offensive Gewerkschaftsarbeit. Umso drängender stellt sich die Frage nach einer wirksamen sozialistischen Gewerkschaftsstrategie. Kolleg:innen aus der Post, den Krankenhausbewegungen, dem öffentlichen Dienst und der Industrie nehmen in dieser Veranstaltung eine erste Auswertung der jüngsten Streikauseinandersetzungen vor. Sie diskutieren: Wo klaffen die Widersprüche zwischen Gewerkschaftsbürokratie und Demokratisierung auf? Wo liegen Herausforderungen, welche Antworten gibt es darauf? Und mit welchen Strategien lassen sich Veränderungen erkämpfen?
TVStud: Wie Studierende sich gegen prekäre Arbeitsverhältnisse wehren
Jung, akademisch, prekär: Über 300.000 Studierende arbeiten an deutschen Hochschulen und Forschungseinrichtungen als Hilfskräfte, Assistent:innen oder Tutor:innen. In den meisten Fällen tun sie das befristet, unterbezahlt, unter schlechten Bedingungen und ohne Mitbestimmung. Doch das soll sich ändern: Die Studentischen Beschäftigten wehren sich. 2023 könnte so das Jahr werden, in dem studentische Beschäftigte endlich einen gemeinsamen Tarifvertrag erkämpfen. Denn aktuell bereiten sich bundesweit Studierende auf eine gemeinsame Streikbewegung vor, die vor allem eins zum Ziel hat: Gewinnen.
Lernen aus unseren Kämpfen: Die Krankenhausbewegung
Von Berlin über NRW bis nach Hessen zieht die Welle der aktuellen Krankenhaus-Streiks durchs Land. In den Auseinandersetzungen der Krankenhausbeschäftigten organisieren sich tausende Kolleg*innen um für bessere Arbeitsbedingungen, mehr Personal und eine gute Bezahlung zu kämpfen. Gleichzeitig bringen sie neuen Wind in ihre Gewerkschaft ver.di, indem sie auf eine maximale Beteligung der Beschäftigten setzen: von den ersten Kampagnenschritten bis zu den Verhandlungen. Der Gesundheitssektor ist ein wachsendes Segment der Arbeiter*innen-Klasse in Deutschland und auf die Frage, wie in diesen Bereichen erfolgreich gekämpft und gestreikt werden kann, liefern die Kolleg*innen spannende Antworten und Einsichten.
Was ist sozialistisches Organizing?
Organizing als Methode ist in aller Munde. Die global lectures der Organizerin Jane McAlevey wurden von Zehntausenden weltweit besucht, die meisten Gewerkschaften beziehen sich positiv darauf und auch in vielen Bewegungskontexten und in der LINKEN wird der Werkzeugkasten des Organizings geöffnet. Wir möchten der Frage nachgehen, ob es explizit sozialistisches Organizing gibt, auf welchen weltanschaulichen sowie strategischen Prämissen es aufbaut und welche Rolle politische Organisierung spielt. Die Veranstaltung wird einen theoretischen und einen praktischen Zugang zur Fragestellung haben.
50 Jahre Pierburg- und Ford-Streik: Was haben die Gewerkschaften draus gelernt (und was nicht)?
Die Wilden Streiks bei Ford (Köln) und Pierburg (Neuss) im Jahre 1973 gehören zweifelsohne zu den bedeutendsten Streiks in der Geschichte der Bundesrepublik. Der 50. Jahrestag dieser Kämpfe soll Anlass sein, um an die historischen Flagschiffe migrantischer Kämpfe in Deutschland zu erinnern und auf dieser Grundlage über die gesellschaftspolitische Verantwortung von Gewerkschaften im Hinblick auf Integration zu diskutieren. Inwieweit werden Gewerkschaften dieser Verantwortung in der heutigen Zeit gerecht und was lässt sich aus den Kämpfen von damals nicht zuletzt auch für den Kampf gegen Rechts lernen?
"Aufstand in der Fabrik" - Streik- und Organisationsformen bei FIAT Mirafiori in den 1970er Jahren
FIAT Mirafiori war Europas größte (Auto)-Fabrik. Lange Zeit ein Modell für autoritär-patriarchales Management wurde Mirafiori ein hotspot der italienischen Arbeiterrevolte der 1970er Jahre. Über mehrere Jahre entwickelten die Arbeiter:innen und ihre Anführer:innen im Betrieb immer wieder neue Kampfformen: Während kreative Streikformen wie der Schachbrettstreik oder eine neue Form der Delegiertendemokratie mit an der Spitze 800 in den Abteilungen gewählten Delegiertensystem hervorstechen, hat Dietmar Lange in seiner 500 Seiten umfassenden Dissertation auch den anscheinend kleineren methodischen Innovationen wie der erfolgreiche Intervention von radikalen Linken außerhalb der Fabrik mit Hilfe von Gruppengesprächen und Fragebögen als Mittel des Aufbaus von aktivistischen Netzwerken Aufmerksamkeit geschenkt.