Vergesellschaftung als strategischer Kompass?

Spätestens seit dem historischen Erfolg der Kampagne “Deutsche Wohnen und Co Enteignen” sind die Begriffe der Vergesellschaftung und Enteignung in aller Munde. Auch Teile der Klimabewegung wenden sich dem Vergesellschaftungsdiskurs mit dem Ziel einer Vergesellschaftung der Energieversorgung als notwendigen Schritt hin zu einer sozial-ökologischen Transformation zu. Gemeinsam wollen wir  Chancen und Herausforderungen von Vergesellschaftung diskutieren: Was ist der Unterschied von Vergesellschaftung und Enteignung? Wie verhalten sich Vergesellschaftungsforderungen zu betrieblichen Kämpfen und Auseinandersetzungen? Welche Druckmittel braucht es, um Vergesellschaftungsforderungen auch tatsächlich umzusetzen? Kommen wir mit Vergesellschaftung zum Sozialismus? Wenn ja, wie?




Krise, Konkurrenz und Krieg - Eine Analyse der Weltlage

Während weltweit die soziale Spaltung immer drastischere Ausmaße annimmt, spitzen sich in zahlreichen Ländern auch die politischen Verhältnisse zu. Rechtsradikale Kräfte befinden sich im Aufschwung. Demokratien kippen in Richtung Autoritarismus. Derweil nehmen die internationalen Spannungen zu. Die von der Dominanz der USA geprägte Weltordnung gerät ins Wanken. Die Klimakrise entwickelt sich zur existenziellen Bedrohung der Menschheit. Doch es gibt auch Grund zur Hoffnung: wachsender Widerstand von unten. Soziale und politische Kämpfe bis hin zu offenen Revolten flammen an verschiedenen Orten auf. Hat sich der neoliberale Kapitalismus zu Tode gesiegt? Droht ein neuer Faschismus oder gar ein Dritter Weltkrieg? Und was sind die Potenziale für einen Ausbruch aus der Dauerkrise?


Befindet sich Deutschland in einer Wirtschaftskrise?

Unterbrochene Lieferketten, Deindustrialisierung, Inflation oder negatives Wachstum – in den letzten Jahren jagt eine Krisenmeldung die Nächste. Doch gleichzeitig machten die deutschen Dax-Unternehmen in 2023 Rekordgewinne. Wir wollen diskutieren, ob die deutsche Wirtschaft in einer Krise ist und was die oben genannten Entwicklungen für die Zukunft bedeuten.


KI won‘t save us! Entmystifizierung eines Big Tech Heilversprechens

KI - das klingt nach Silicon Valley und Chips im Kopf, nach Social Scoring und Dystopie, aber auch nach vereinfachtem Alltag, neuen Möglichkeiten und Aufbruch. Die techniksoziologische Frage nach der Bedeutung von KI stößt oft auf Ohnmacht: Das ist was für Technikfans und abgehängt sind wir doch eh! Dabei ist es grundlegend wichtig, die Grundzüge der Technologie zu verstehen, die Denkweise ihrer Konzepter, der Big Tech Konzerne, zu analysieren und die Frage nach der Vergesellschaftung des Werkzeuges KI zu formen. Struktur und Wirkungsweisen von KI auf Gesellschaften, ihr Konsum- und Sozialverhalten gehen uns als Linke mehr denn je an. Zeit, das Narrativ der technologisch revolutionären, schönen neuen Welt, wie es aus dem Valley hallt, zu sezieren, neu zu formen und zu entmystifizieren!


China vs. USA - Politisch-ökonomische Hintergründe des Machtkampfes

Die Konflikte zwischen China und den westlichen Staaten – allen voran die USA – haben in den letzten Jahren massiv zugenommen. Aus einem Schwellenland ist eine Staat hervorgegangen, der über gewaltige ökonomische Ressourcen verfügt und seinen politischen und ökonomischen Einflussbereich gezielt ausbaut. Die Ansprüche gegenüber Taiwan werden mit militärischen Drohkulissen untermauert. Dabei galt China lang als Musterschüler der Globalisierung und ist heute untrennbar mit hunderten Ökonomien weltweit verwoben, allen voran den westlichen Industriestaaten. Wie aus dieser Win-Win-Situation der gefährlichste geopolitische Konflikt unserer Zeit entstand, verfolgen wir anhand der Wirtschaftsgeschichte der US-amerikanisch-chinesischen Geschichte nach.


Wie ist die Hamas entstanden? - eine kritische Analyse

Spätestens seit dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober, sind die Hamas in aller Munde. Der Aufstieg der Hamas ist jedoch ohne die gescheiterte Zwei-Staaten-Lösung, die von der PLO mit Israel ausgehandelt worden war, nicht denkbar. Die Politik Israels gegenüber den Palästinenser*innen ist immer von einem »teile und herrsche« und einer Fortführung der Siedlungspolitik bestimmt gewesen und hat damit einen wesentlichen Beitrag zum Aufstieg der Hamas geleistet. In dieser Veranstaltung wollen wir hinter die Kulissen blicken und werfen einen kritischen Blick auf die Entstehungsgeschichte und internen Konflikte der Hamas.


AFD – Analyse des Durchbruchs der Nazi-Partei

Die AFD ist in bundesweiten Umfragen zweitstärkste Kraft, stellt erste Bürgermeister und könnte ab September sogar ein bis zwei Landesregierungen übernehmen. Die bundesweite Bewegung gegen Rechts baut seit Januar erfolgreich Brandmauern auf. Nora Berneis zur Frage, wie es soweit kommen konnte und ob wir die Nazis jetzt noch aufhalten können.


Buchvorstellung: Trans*feministische Perspektiven auf Marxismus

Vielen ist klar, dass liberale Identitätspolitik dem Leben queerer und trans* Menschen nur bedingt helfen kann. Weniger klar ist, wie eine antikapitalistische, kämpferische Alternative aussehen kann. Dass eine solche Alternative allerdings unabdingbar ist, wird in Anbetracht steigender Mieten, zunehmender Armut und dem Erstarken der Rechten immer deutlicher. Der im Frühling 2024 erscheinende Sammelband „Bite Back! Queere Prekarität, Klasse und unteilbare Solidarität“ liefert trans* marxistische Antworten. Mitherausgeberin Lia Becker wird Texte von trans*femininen Autor*innen zu prekärem Leben, Trans*feminismus und Heilung vorstellen, um anschließend gemeinsam in die Diskussion zu kommen.


Sex, Power, Oppression, Exploitation: A short history of sexuality under capitalism

[Übersetzung möglich/Translation]

English: Marxism can make a major contribution to the understanding of sexuality and sexual politics. For example, an analysis of capitalist relations of production provides a deep insight into the emergence and perpetuation of certain sexualities and lifestyles. And Marxist critiques of commercialization and reification, for example, in turn enable a critical examination of contemporary sexual politics. A discussion with Paul Reynolds, sociologist and editor of Historical Materialism: Research in Critical Marxist Theory, will focus on how exactly sexuality in capitalism can be understood from a Marxist perspective.

Deutsch: Der Marxismus kann einen großen Beitrag zum Verständnis von Sexualität und Sexualpolitik leisten. So liefert eine Analyse kapitalistischer Produktionsverhältnisse einen tiefen Einblick in das Aufkommen und Verstetigen gewisser Sexualitäten und Lebensformen. Und marxistische Kritiken von z.B. Kommerzialisierung und Verdinglichung ermöglichen wiederum eine kritische Auseinandersetzung mit zeitgenössischen Sexualpolitiken. Wie genau Sexualität im Kapitalismus aus einer marxistischen Perspektive zu verstehen ist, darum wird es in einer Diskussion mit Paul Reynolds, Soziologe & Editor von Historical Materialism: Research in Critical Marxist Theory gehen.


Paragraph 218 als Klassenparagraph

Als erstes Land der Welt nimmt Frankreich das Recht auf Abtreibung in der Verfassung auf’, so titelten die Schlagzeilen, nachdem die in Versailles versammelten Abgeordneten Anfang März diesen Jahres mit einer überwältigenden Mehrheit mit ‘Ja’ für den Gesetzesentwurf stimmten. Aber handelt es sich dabei tatsächlich um die Weltpremiere, die die meisten Beiträge zu dem Thema verlauten ließen?
Tatsächlich waren Schwangerschaftsabbrüche im sozialistischen Jugoslawien unter gewissen Bedingungen bereits ab 1952 erlaubt. Mehr noch: Im Jahre 1974 wurde die freie Entscheidung über die Geburt von Kindern erstmals als Menschenrecht in der Verfassung verankert.

Auch hierzulande sind Sätze wie “My body, my choice” aus feministischen Bewegungen nicht mehr wegzudenken. Forderungen nach einer Abschaffung des Paragraphen 218 werden lauter.
Vor über 150 Jahren wurde der Paragraph im Rahmen der Gründung des Deutschen Reichs eingeführt. Seitdem steht er so im Strafgesetzbuch im Bereich Mord- und Totschlag. Strafen gingen damals von Gefängnisstrafen bis 10 Jahren Zuchthaus, je nachdem, ob es vorsätzlich war, ob man Helfer:in und Mitwisser:in war und ob die Frau bei dem Eingriff starb.
Dass dieses Gesetz deutlich härtere Auswirkungen auf Schwangere in der Arbeiter:innenklasse hatte, wird schnell deutlich, wenn man auf die Konsequenzen blickt: Wer am Existenzminimum leben muss und sich kein Kind leisten konnte, musste abwägen: teure Verhütungsmittel oder riskante Abtreibungsmittel auf dem Schwarzmarkt? Sozialist*innen kämpften daher seit Beginn an nicht bloß für eine Liberalisierung, sondern für die Abschaffung des Paragraphen 218. Wir wollen in der Veranstaltung nicht nur historisch sondern auch aktuell auf den Paragrafen 218 schauen, auf Proteste und Widerstand dagegen und wie wir uns sexuelle Selbstbestimmung vorstellen!